Bericht zur Veranstaltung „Geplanter Verschleiß – gekauft, gebraucht, kaputt!

Vom kurzen Leben vieler Produkte

„Mit dem Thema habt Ihr einen Volltreffer gelandet“, sagte ein Zuhörer am Ende der Veranstaltung, die vom Ortsverband Lossetal und Kreisverband Kassel-Land Bündnis90/Die Grünen durchgeführt wurde. Obsoleszenz war das Thema im kleinen Bürgerhaussaal: Warum halten viele Alltagsprodukte heute kürzer als früher? Wie kann ich mich gegen den frühzeitigen Verschleiß schützen? Welche Folgen entstehen für Mensch und Umwelt?

Nicole Maisch, als verbraucherpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen und Wolfgang Ehle, als Initiator des Reparier Cafés Kassel, berichteten aus der Praxis.

Unsere grüne Bundestagsabgeordnete Nicole Maisch beleuchtete das Thema aus umweltpolitischer Sicht. Sie erklärte Strategien und Tricks der Hersteller, die zu riesigen Müllbergen und Verschwendung von wichtigen Rohstoffen führen. Wolfgang Ehle konnte mit anschaulichen Beispielen aus seiner Arbeit im Reparier-Café zeigen, wie wir uns alle vor dem geplanten Verschleiß schützen und Geräte wieder mit wenig Aufwand reparieren können. Die anschließende lebhafte Diskussion zeigte, dass nicht jede Reparatur sinnvoll ist, sei es, dass das Gerät wirklich irreparabel ist oder sei es dass z.B. ein alter Kühlschrank zu viel Strom verbraucht und ein neuer deshalb sinnvoll sein kann. Ein Verbot von eingebauter Obsoleszenz sei, so berichtete Nicole Maisch, kaum umzusetzen. Vielmehr müssen die Hersteller mehr Produktverantwortung im Hinblick auf Haltbarkeit und auf Reparierfähigkeit zeigen. Sind die Produkte am Ende des Lebenszyklus einfach und möglichst vollständig recycelbar? Die Möglichkeiten, sich als Käuferinnen und Käufern vor dem Erwerb von geplant schnell verschleißenden Produkten zu schützen, sind gering. Der Preis ist allein kein ausreichender Indikator für die Qualität und die Lebensdauer eines Produktes. Lösungen können nur an der Schnittstelle zwischen Umwelt-, Verbraucher- und Wirtschaftspolitik gefunden werden.

Ein Reparier-Café ist für die lokalen Händler keine Konkurrenz, darauf wies Wolfgang Ehle hin. Im Gegenteil, beide können voneinander profitieren. In über 50% der Fälle lässt sich ein Gerät reparieren. Sollte die Reparatur nicht möglich sein, so kann man im Reparier Café die Gelegenheit für ein Gespräch bei Kaffee und Kuchen nutzen.

Näheres zu einer neuen Nachhaltigkeit: www.repariercafe-kassel.de

Unter dem Motto „Reparieren statt Wegwerfen“ findet das nächste Reparier-Café am 26.02.2016 ab 16.00 Uhr in den Räumen von Hand in Hand e. V., dem Nachbarschaftshilfeverein der Vereinigten Wohnstätten 1889 eG., Samuel-Beckett-Anlage 12 in 34119 Kassel statt.

VAObsoleszenz (101)

Reinhold Orth, OV Lossetal

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