GRÜNE beantworten die Fragen des KSV Baunatal

Im Vorfeld der Kommunalwahl hat der KSV Baunatal allen Fraktionen der Baunataler Stadtverordnetenversammlung einen Fragenkatalog zu den aus seiner Sicht dringenden Fragen für die Zukunft des Sports in unserer Stadt Übersand. Hier finden sie unsere Antworten:

Vorspann

Die GRÜNEN Baunatal fördern seit jeher den Sport und unterstützen das Ehrenamt. Einige von uns engagieren sich auch auf vielfältige Weise ehrenamtlich in Baunataler Sportvereinen. Spiel und Sport sind menschliche Grundbedürfnisse. Sport macht Spaß, fördert Gesundheit, Lebensfreude und das soziale Miteinander. Es ist lobenswert, dass der Sport in Baunatal von einem großartigen zivilgesellschaftlichen Engagement in Vereinen getragen wird – wir GRÜNE haben dies in der Vergangenheit unterstützt und werden es auch in Zukunft tun!

Wichtig ist, dass Spiel und Sport im öffentlichen Raum genügend Platz haben, der am Bedarf orientiert ist. Es geht z.B. überhaupt nicht, dass in einer ‚Nacht- und Nebelaktion‘ von der Bürgermeisterin angeordnet wird Basketballkörbe abzubauen, ohne jegliche Rücksprache mit den Sportplatznutzern ud dem benachbarten Verein. Die GRÜNEN im Stadtparlament  haben die Wiederanbringung gefordert, sind aber – wie bei vielen anderen sinnvollen Anträgen – an der SPD-Mehrheit gescheitert. 

Nun zu Ihren Fragen:

  1. Der KSV Baunatal übernimmt vielfältige Aufgaben von gesamtgesellschaftlicher, sozialer Verantwortung. In welchen Themenfeldern wird Ihre Fraktion die Bemühungen des Vereins besonders unterstützen?

Wir als GRÜNE sehen unsere Aufgabe darin, den Baunataler Vereinen im Rahmen der städtischen Möglichkeiten und bedarfsgerecht insgesamt gute Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen für die Erfüllung der vielfältigen Aufgaben, die sie in unserer Stadt übernehmen. Darüber hinaus unterstützen wir gern im Rahmen unserer Möglichkeiten alle Bestrebungen durch Vernetzung, Kooperation und Kommunikation zwischen den Vereinen, um Synergieeffekte nutzbar zu machen, wie bereits bei gemeinsamen Treffen im vergangenen Jahr geschehen. Wir befürworten eine Dezentralisierung des Angebots öffentlicher Sportgelegenheiten, um auch die breite u. U. (noch) nicht im Verein organisierte Bevölkerung zu erreichen. Durch die öffentliche Sichtbarkeit des Sports erhoffen wir uns besonders, Kinder und Jugendliche über die integrative Wirkung des Sports zu erreichen. So können wir – mit Ihnen gemeinsam – dazu beitragen, mögliche Berührungsängste zwischen Bürger*innen und Vereinen abzubauen.  

In diesem Zusammenhang ist uns auch die gute Erreichbarkeit der Sportstätten ein Anliegen. Was mit dem PKW oft eine Selbstverständlichkeit ist, gestaltet sich zu Fuß, mit dem Rad, dem ÖPNV zuweilen noch schwierig. Besonders hier muss die gute und sichere Erreichbarkeit der Sportstätten gewährleistet sein, wenn sie für jedermann insbesondere Kinder und Jugendliche nutzbar sein sollen.

2. Welchen Stellenwert nimmt das Prädikat „Sportstadt“ für Ihre Fraktion ein? Welche soziale und wirtschaftliche Wertschöpfung für die Stadt Baunatal erkennen Sie im Sport?

Das Prädikat “Sportstadt“ nimmt für unsere Fraktion einen sehr hohen  Stellenwert ein. Mit Bedauern beobachten DIE GRÜNEN die Tendenz zum „Ausverkauf der Sportstadt Baunatal“, der von einer „tragischen Blindheit“ mancher handelnden Personen gegenüber der gesellschaftspolitischen Bedeutung des Sports zeugt.

Wir wissen um die besondere Bedeutung, die der Sport in unserer Gesellschaft hat. Sport verbindet Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft oder Religion. Neben der Begeisterung für eine gemeinsame Sportart einen Sportler*innen gemeinsame Werte wie Fairness und gegenseitiger Respekt. Kinder lernen diese Werte beim Sport im Verein auf spielerische Weise von Grund auf. Der soziale Wert des Sports für unsere Gesellschaft steht daher außer Frage. “Sport, kombiniert mit Jugendarbeit, ist der Kitt der Gesellschaft!“, ist somit nicht nur eine Floskel.

Aus diesem Grund haben und werden wir keine Entscheidungen mittragen, die die Bedeutung des Sports und seinen Wert für unsere Stadt Baunatal herabsetzen. Faule Kompromisse wie jenem, dem im Sommer 2020 der Basketballplatz an der KSV-Sportwelt zum Opfer fiel, werden wir auch in Zukunft mit allen uns als Parlamentariern zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Wenn man in der Verwaltung auch künftig „Burgfrieden“ durch die Befriedigung von Interessen Einzelner zulasten populärer Sportangebote, die insbesondere Kinder und Jugendliche nutzen, erreichen möchte, werden wir als GRÜNE dem entschieden entgegentreten. Besonders, wenn es auf dem Rücken der vermeintlich Unorganisierten und Schwachen geschieht. Die Anwohner wussten bereits bei Einzug, dass sie in unmittelbare Nähe einer existierenden Sportanlage ziehen.

Auch bekommt die Pflege des Prädikats „Sportstadt“ für Baunatal eine nicht unerhebliche wirtschaftliche Bedeutung. Die zahlreichen Sportereignisse der Vergangenheit haben Baunatal als Stadt in der Mitte Deutschlands bekannt gemacht und viele Vereine nutzen die hervorragende Sportinfrastruktur unserer Stadt für Trainingslager mit ihren Mannschaften. Davon profitiert unter anderem das lokale Hotel- und Gaststättengewerbe aber auch der Einzelhandel in unsere Stadt. Von jedem Euro, der so in unserer Stadt ausgegeben wird, profitiert somit direkt unsere lokale Wirtschaft. Auch aus diesem Grund ist uns die Pflege des Prädikats „Sportstadt“ ein wichtiges Anliegen. Den über Jahre aufgebauten überregional guten Ruf von Baunatal als Sportstadt sollten wir auch in diesen Zeiten nicht kurzfristig leichtfertig verspielen, denn die möglichen Folgen für die Stadt könnten sich langfristig auswirken.

3. Auf welche Weise wird Ihre Fraktion zukünftig das Ehrenamt bzw. das bürgerschaftliche Engagement im Sport fördern? Bitte nennen Sie konkrete Maßnahmen.

Viele Sportvereine und deren Abteilungen stellen fest, dass es immer schwieriger wird, z.B. für ihre Vorstandsarbeit Mitglieder zu finden, die bereit sind ihre Freizeit dafür zu „opfern“. Dem gilt es gegenzusteuern. Die Ehrenamtskarte des Landes Hessen, sollte mehr beworben und geschätzt werden. Am Programm sollte sich die Stadt Baunatal als Partnerkommune beteiligen, und ihren Ehrenamtlichen beratend zur Seite stehen. Damit wird den Ehrenamtlichen nicht nur symbolisch „Anerkennung“ für ihr Engagement im Dienste der Gesellschaft gezollt, sondern die sog. E-Card gewährt vielfältige Vergünstigungen bei Veranstaltungen, Eintritten u.a. in Kinos, Schwimmbädern, Theatern. 

Daneben soll die Arbeit der Sportkommission aufgewertet werden. Bisher tagt die Kommission lediglich einmal pro Jahr, um die Ehrungen verdienter Sportler und Funktionäre zu besprechen und zu beschließen. Wir möchten regelmäßigere Termine, um die Expertise der dort anwesenden Vereinsvertreter besser zu nutzen. Der dabei stattfindende Diskurs kann der Verwaltung und der Politik helfen, fundiertere und zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen.

Schließlich kann die Vergabe eines kommunalen “Ehrenamtspreises“ jährlich ausgelobt werden, an dem sich alle Baunataler Vereine beteiligen können. Kriterien dazu und die Höhe des Preisgeldes sollen vorher zwischen Politik und Vereinen in der Sportkommission erörtert werden.

4. Welche Erwartungen richtet Ihre Fraktion an die aktuell laufende Sportentwicklungsplanung? Werden die Ergebnisse, nach Ihrer Einschätzung, nachhaltige Handlungsempfehlungen für Ihre politischen Entscheidungen liefern?

Wir GRÜNE hatten zum Haushalt 2020 die Fortschreibung der Sportentwicklungs- und Sportstättenentwicklungsplanung mit Haushaltsmitteln von 40.000 € beantragt. Nach einem (wie üblich) von der SPD gestellten Änderungsantrag wurden Mittel von 10.000 € beschlossen. Die endgültige Beauftragung der Planung erfolgte durch die Stadt an die Deutsche Berufsakademie in Großenritte letzlich mit einem Auftragsvolumen von ca. 30.000 € !!!

Wir erwarten nach den Bedarfserhebungen Aussagen über unsere Sportangebote und die Auslastung der Sportstätten, um eine Vision für die nächsten 10 bis 15 Jahre zu erhalten. 

Die Ergebnisse sollen den politischen Entscheidungsträger*innen auch bei den Beratungen zu Sanierung, Erweiterung, sowie – orientiert an den Befunden des Sportentwicklungsplans –  auch möglichen Neubauten und Schließungen  von Sportstätten helfen.

Wichtige Fragen sind für uns auch der demografische Wandel, gewachsene Vereinsstrukturen in den Stadtteilen und die Öffnung für die Baunataler Bevölkerung.

5. Unabhängig von den Ergebnissen der Sportentwicklungsplanung – welche Relevanz sieht Ihre Fraktion im Erhalt des Sportbades und im Neubau der Max-Riegel-Halle?

Wir GRÜNE hatten bereits bei den ersten Beratungen im Februar 2020 eine Option für einen Neubau mit Prüfung von möglichen Zuschüssen vorgeschlagen.

Das von der damaligen Betriebsleitung der Stadtwerke vorgelegte Konzept für einen Parallelbetrieb im Freizeitbad war ökonomisch nicht sinnvoll und praktisch nicht machbar, zeugte von geringer Fachkompetenz und wurde deshalb von allen Fraktionen abgelehnt.

Im Juni 2020 wurde von uns GRÜNEN nach Rücksprache mit den Schwimmvereinen ein Anbau an das Freizeitbad von ca. 8 Mio. € und Fördermitteln mit bis zu 50 % vorgeschlagen. Von der Verwaltung wurde im Oktober 2020 dagegen ein Förderantrag für eine „Sanierung im Bestand“ mit Kosten von 13,5 Mio. € eingereicht. Diese Variante wurde jedoch bereits 2012 ermittelt und später in den Gremien nicht zur Beantragung freigegeben. Nach vorläufiger Kalkulation und unter Einbeziehung aller Werte ist ein Neubau die wirtschaftlichste Lösung mit Kosteneinsparungen von ca. 400.000€ pro Jahr gegenüber einer Sanierung. 

Die Planung und Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen für ca. 550.000 € (Brandschutz- und Schadstoffsanierung) der Max-Riegel-Halle mit Sperrung der Halle ist, vorsichtig formuliert, bisher nicht gut gelaufen. Bereits bei der Gefahrenverhütungsschau im Dezember 2018 wurden Brandschutzmängel festgestellt. Ein Neubau von ca. 8 Mio. € wurde aufgrund der Finanzlage damals zurückgestellt. Hier gilt es schnellstens zu beraten, wie es weitergehen kann.

6. Hält Ihre Fraktion zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine weitere Kürzung der sportbezogenen, freiwilligen Leistungen der Stadt Baunatal (z.B. Sportfördermittel, Zuschüsse für langlebige Sportgeräte, Dienstleistungen) für notwendig und wenn ja, in welchen Bereichen?

Der Städtische Haushalt für das Jahr 2021 wird dem Stadtparlament – aus vorgeschobenen und vermutlich aus wahltaktischen Gründen – erst nach der Kommunalwahl vorgelegt. Leider hat die SPD-Mehrheit zusätzlich das Anliegen der drei Oppositionsfraktionen in der Stadtverordnetenversammlung auf rechtzeitiges Einbringen des Haushalts mehrfach verhindert. Darüber sind DIE GRÜNEN sehr verärgert, da den Bürgerinnen und Bürgern frühzeitig ‚reiner Wein eingeschenkt‘ werden müsste. Wahrscheinlich macht die gegenwärtige finanzielle Situation der Stadt Kürzungen in einigen Bereichen erforderlich, in denen es um freiwillige Leistungen der Stadt Baunatal geht. 

DIE GRÜNEN setzen auf Transparenz und Beteiligung/Mitbestimmung der Vereine, wenn diese Posten vor Verabschiedung des städtischen Haushalts beraten werden. Diese wissen aus ihren Erfahrungen am besten, an welchen Stellen Schwerpunkte liegen oder gegebenenfalls Einsparungen möglich sind. DIE GRÜNEN bieten das an und gehen davon aus, dass sich in guter Kooperation Lösungen finden lassen, die von den Vereinen akzeptiert und mitgetragen werden und im Endeffekt das sportliche Angebot im Ganzen nicht schmälern. 

7. Welche Erwartungen und Wünsche richtet Ihre Fraktion an den KSV Baunatal, hinsichtlich dessen zukünftigen Leistungen und Angebote für die Baunataler Stadtgesellschaft?

DIE GRÜNEN wünschen sich einen konstruktiven Dialog mit dem KSV Baunatal und zwischen dem KSV und anderen Vereinen, um Leistungen/Angebote zu vernetzen und bedarfsgerecht zu optimieren. DIE GRÜNEN setzen auf Beteiligung! Es wäre wünschenswert, wenn der KSV der Stadt Angebote machen würde, die zeigen, an welchen Stellen Einsparungen möglich sind (z.B. Energieeinsparung, Personaleinsparung durch Eigenleistungen der Vereine, sorgfältiger und verantwortlicher Umgang bei der Nutzung der Sportstätten), damit Einschränkungen oder Sparmaßnahmen ‚von Oben‘ obsolet sind. In der „Nach-CORONA Zeit“ freuen wir uns schon jetzt, das breite Sportangebot des KSV wieder nutzen zu können.

Wir wünschen dem KSV Baunatal als größtem nordhessischen Sportverein, seinen Abteilungen und seinen Haupt- und Ehrenamtlichen alles Gute für die Zukunft. „Daumen hoch“ für die Zeit nach der Pandemie!

Edmund Borschel ((Fraktionsvorsitzender B90/DIE GRÜNEN))

Juliane Kothe (Stellv. Stadtverordnetenvorsteherin)                  

Lothar Rost (Ortsvereinssprecher B90/DIE GRÜNEN)

Verwandte Artikel