GRÜNE für Erhalt von Ackerboden

SPD und CDU beschließen rund 16 ha großes Baugebiet

In der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am Montag, 28.08.2017, haben SPD und CDU gemeinsam beschlossen, dass knapp 16 ha Ackerfläche zubetoniert werden sollen. Der Antrag sieht vor, dass rechtsseitig der Wendeschleife der Straßenbahn wertvolles Ackerland zum Baugebiet „Vellmar Nord“ umgewandelt wird. Nur die GRÜNEN stimmten als einzige gegen das Vorhaben und damit FÜR den Erhalt fruchtbaren Ackerlandes.

Nicht ökologisch!

Ackerland ist wertvoll – für uns alle!

Ca. 70 ha Land gehen in Deutschland (Hessen ca. 3 ha) täglich verloren. Das entspricht der Größe von ca. 100 Fußballfeldern. In einem der am dichtesten besiedelten Industrieländer Europas wütet der Trend zur Urbanisierung ungebrochen und zerstört fruchtbares Land für Kartoffeln, Würmer, Feldhasen und Co. Dabei übersieht man die Wichtigkeit eines von Würmern aufgelockerten Bodens für die natürliche Speicherung von Wasser und Kohlendioxid. Die von Union und SPD geführte Bundesregierung und die Schwarz-Grüne Koalition in Wiesbaden haben das erkannt und sich deshalb zum verbindlichen Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch bis 2020 zu halbieren. Der CDU-Bundesfachausschuss „Landwirtschaft und ländlicher Raum“ hat noch vor 2 Jahren das Ziel erklärt: „… die Innenentwicklung von Städten und Dörfern (muss) Vorrang haben vor der Neuausweisung von Siedlungs- und Gewerbegebieten. Dafür müssen die Vorschriften des Baugesetzbuches strikt angewandt und der Vorrang der Innenentwicklung wenn nötig vom Grundsatz zu einer Verpflichtung weiterentwickelt werden.“ (aus: Landwirtschaft neu denken – zukunftsfähige Landwirtschaft – gute Ernährung – lebenswerte Umwelt, Hrsg. CDU Bundesfachausschuss Landwirtschaft und ländlicher Raum, Oktober 2015).

Dem Grundsatz zu dieser sogenannten „Innenentwicklung“ folgte z. B. der von den Vellmarer GRÜNEN mitgetragene „Lückenschluss“ auf dem Gelände der alten Ziegelei. Dabei wird nicht genutzte Fläche innerhalb der geschlossenen Siedlung zu Baugebiet umgewandelt. Das ist ein ökologisch vertretbarer Schritt in die richtige Richtung.

Kein Beitrag zur Bekämpfung des Wohnraummangels!

Einfamilienhäuser im Grünen sind kein Beitrag für die Schaffung preiswerten Wohnraums. Einfamilienhäuser und teure Eigentumswohnungen werden aber die Masse im neuen Baugebiet sein, denn anders fügt sich das Areal städtebaulich gar nicht in das Gesamtbild ein. Studien, z. B. des Instituts der Deutschen Wirtschaft, zeigen aber, dass in Deutschland vor allem preisgünstige 2-4 Zimmerwohnungen in Ballungsräumen fehlen. Das macht den Begriff des „Wohnungsmangels“ aus, wie er in den Medien zurzeit diskutiert wird. An Immobilien mit fünf oder mehr Räumen, also Ein- und Zweifamilienhäuser auf dem Land, herrscht ein Überangebot. Das gilt auch für Nordhessen.

Kein Beitrag zur Solidarität in der Region Kassel!

Der Kreis Kassel hat trotz einer leichten Entspannung der Entwicklung im Altkreis Wolfhagen in den letzten beiden Jahren immer noch erheblich mit der Binnenwanderung vom Land hin in den sogenannten Speckgürtel der Stadt Kassel zu kämpfen. Insbesondere junge Menschen und Erwerbstätige sind auf der Suche nach Bildung und Arbeit. Das ist für die betroffenen Kommunen auf dem Land ein echtes Problem, weil die zurückbleibenden wenigen älteren Bewohner die steigenden Kosten für Schlaglöcher, Versorgungsleitungen, Verwaltungsgebäude, Feuerwehr, Grundschulen und Kindergärten alleine schultern müssen. Als Folge des Leerstandes in den Ortskernen der Landgemeinden werden Mobilitätsangebote gestrichen, weil sich Bahn- und Busverbindungen nicht mehr rechnen und aus dem gleichen Grund kommt es zu einem Rückgang im Nahversorgungsangebot des Einzelhandels und bei den Hausarztpraxen. Der von SPD und CDU in Vellmar gefasste Beschluss verstärkt die Sogwirkung auf das Umland und ist kein hilfreicher Beitrag für die Bemühungen vieler Akteure im ländlichen Raum, z. B. die Demografie Agentur des Landkreises, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.

Das Häusle im Grünen macht zwar einige glücklich, der Verlust von urbarem Boden (auch als Brachflächen) schadet am Ende uns allen. Natürlich lässt sich die Welt nicht allein in Vellmar retten, aber das Motto der Agenda 21 „Global denken, lokal handeln“ hat als Auftrag und Verpflichtung weiterhin Gültigkeit für die Kommunalpolitik, zumindest für uns GRÜNE!

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