Aktion Saubere Landschaft ausreichend gegen „Littering“?

Blick unter den Teppich unserer Stadt

Herzlich willkommen in Vellmar! Wem gehören die Container am Bahnhof Obervellmar?

Geht man dieser Tage in Obervellmar spazieren, so fallen einem Müll und Unrat neben den Fußgänger- und Radwegen besonders auf. Gruselig wird´s vor allem am Herkules, dem Zwischenweg Hans-Neusel-Straße bis Lübecker Straße. Aber auch die „Altkleider“ Container am Bahnhof Obervellmar ziehen einem im wahrsten Sinne des Wortes „die Schuhe aus“. Grund für die Offenbarung zivilisatorischer Hinterlassenschaften sind die noch immer witterungsbedingt kahlen Äste, der Rückschnitt des öffentlichen Grüns … und natürlich der Müll selbst. Das „Phänomen“ der Schnellentsorgung von Kaffee-to-go-Bechern & Co. tritt bekanntlich nicht in Vellmar allein auf, sondern ist ein Problem der meisten Kommunen. „Littering“ (englisch to litter – wegwerfen) heißt es neudeutsch und beschreibt die Vermüllung der Straßen mit Zigarettenkippen, Plastiktüten, Getränkegefäßen und allem was nicht weiter gebraucht und so der Allgemeinheit überlassen wird. Die Gründe dafür sind vielfältig. Da sind der Reiz an der bewussten Grenzüberschreitung und der Provokation, banale Achtlosigkeit, Zielungenauigkeiten beim Wegwerfen und vielleicht auch das Gefühl, als Flächenbesitzer einfach nicht zuständig zu sein, obwohl die Straßenreinigungssatzung unserer Stadt die Eigentümer und Anwohner von Verkehrsflächen ganz bewusst in die Verantwortung nimmt. Letztlich ist es natürlich auch das große „globale“ Problem, dass vom Radiergummi bis zur Bio-Gurke scheinbar kein einziger Artikel in den Verkaufsregalen unserer Geschäfte ohne Plastikfolie auskommt. Doch wie wird man angesichts der Globalität dieses Problems demselben Herr?

Lust auf Shopping im Herkules? Manche lassen ihren Müll gleich da – sieht ja keiner!

Die Aktion „Saubere Landschaft“ ist der jährlich wiederkehrende verzweifelte Versuch einer Antwort. Viele Freiwillige ziehen mit Kneifzange und Warnweste durch die Straßen und Wege und räuumen weg, was andere „vergessen“ haben. Es ist ein bewährtes Bürgerprojekt der Stadtverwaltung, das unsere ganze Sympathie hat, aber aus Sicht der Vellmarer Grünen natürlich nicht ausreicht. Wir sind der Meinung, dass da mehr passieren kann und muss. Wenn wir auch nicht das „globale Problem“ der Einwegverpackung selbst lösen können, bleibt der Kommunalpolitik dennoch ein gewisser „Aktionsradius“ jenseits von Kneifzange und Warnweste am Wochenende übrig, um die Landschaft sauberer zu machen.

Spazieren macht beim Friedhof Vellmar-West nicht wirklich Spaß!

Denkbar ist z. B. eine Prüfung, ob die von der Stadt gestifteten Hundekotbeutel unbedingt aus Plastik sein müssen oder ob es nicht biologisch abbaubare Alternativen gibt. Es braucht Jahrzehnte, bis Plastik von der Natur abgebaut wird. Vom Verbrauch wertvoller Ressourcen ganz abgesehen denken wir, dass es einfach unethisch ist, wenn Tiere durch neugieriges Knabbern an den Tüten Plastik in ihren Stoffwechsel aufnehmen und daran leiden. Was ist mit eindringlichen Gesprächen mit den Flächenverantwortlichen? Die Stadt sollte hier an deren Verantwortung erinnern und sich selbst am besten gleich mit, dass sie durchaus auch mit den Mitteln des Ordnungsrechtes arbeiten kann, wenn Pflichten „vergessen“ werden. Bußgeldbescheide setzen gelegentlich ein Ausrufezeichen hinter den Appell an das gute ökologische Gewissen. Was ist mit Einwegverpackungen? Der Handel könnte hier mit öffentlichkeitswirksamen Selbstverpflichtungen arbeiten, wie es bereits bei größeren Warenhäusern mit dem Plastiktütenverzicht vorgemacht wird. Warum geht das in Vellmar nicht?

RT-Haltestelle EKZ. Die Leute fahren weg, der Müll bleibt…

Wir drücken den Freiwilligen am Samstag, 18.03.2017, die Daumen für regenfreies Wetter und hoffen, dass es nicht bei einer solchen einsamen Aktion im Jahr bleibt, sondern das Thema „Abfall“, seine Vermeidung und Entsorgung zur „Tradition“ in unserer jungen Stadt wird und einen festen Platz im Bewusstsein der BürgerInnen und der Verwaltung erhält.